Schach ist ein wunderbares Spiel. Die folgende Partie wurde 1870 in Wien gespielt. Es handelt sich um ein sogenanntes Großmeister-Remis, bei denen sich zwei Schachspieler auf anspruchsvolle Art und Weise mit einem Remis begnügen, um ihre Kräfte für nachfolgende Partien zu schonen.
Was diese beiden Spieler hier bieten, ist allerdings ein absolutes Feuerwerk an Schachkunst. Schwarz opfert Figur um Figur, um den weißen König aus seinem Revier zu locken. Diese Spielweise scheint riskant; bei genauerer Analyse zeigt sich aber, daß Schwarz niemals allzuviel riskiert. - Weiß läßt sich darauf ein, spielt dabei aber sehr überlegt. Wie sich im Laufe der Partie herausstellt, ist Weiß nicht bereit, sich auf ein längeres, kräfteaufzehrendes Spiel einzulassen, das er ohnehin nur schwer gewinnen könnte, sondern begnügt sich mit dem beinahe unvermeidlichen Remis.
Die Partie Hamppe - Meitner gehört zu meinen Lieblingspartien. - Schachprogramme und -computer opfern bekanntlich selten Material, noch spielen sie so zielstrebig auf ein Remis. Fehler in der Spielweise dieser Partie vermochten sie allerdings auch bei längerer Analyse nicht aufzudecken. Läßt man den Computer Varianten der Partie durchspielen, ergeben sich interessante Fortsetzungen, die beispielhaft klarstellen, daß Schwarz keineswegs zu viel Material geopfert hat. Daß Computer nicht bereit wären, an geeigneten Stellen Material zu opfern, zeigt, wie tiefgründig Schwarz hier nachgedacht hat (oder welche "wahnsinnige" Intuition ihm gegeben war). Bis zum Ende durchgespielte Varianten vor den Materialopfern mündeten in normalen, langweiligen Spielen; durchgespielte Varianten nach den Materialopfern konnten bei genügend tiefer Einstellung des Computers von Schwarz remis gehalten werden oder wurden sogar gewonnen. - Ein solches Feuerwerk lieferten sie allerdings nicht...
|
|